Sonntag, 5. Juli 2009

Verlag sucht Chancengerechtigkeit?

Unter der Überschrift "Verlegermut und Chancengleichheit für die Autoren" versucht Wilko Müller im Verlags- Newsletter "Wort-Gewandt 3/08" eine Art Selbstverständigung des Projekte-Verlags Halle. Sieht man sich als Zuzahl- bzw. Druckkostenzuschuss-Verlag oder als Hort der Hochliteratur? Wieso gibt es Verlage, die sich die Herstellung ihrer Bücher von den Autoren bezahlen lassen?
Weil die Autoren eitel sind, zu viel Geld haben und sich den eigenen Namen auf dem Buchdeckel etwas kosten lassen wollen. Vanity Press nennt man das im Englischen, Eitelkeits-Veröffentlichungen. "Verlag" kommt von "vorlegen", d.h. ein Verlag übernimmt komplett die Kosten für eine Veröffentlichung incl. Werbung, in der einigermaßen begründeten Hoffnung, dass er das vorgelegte Geld wieder herein bekommt. Bei traditionellen Verlagen gibt es eine Qualitätsprüfung, beim Zuzahl-Verlag interessieren mögliche Leser eher weniger, mehr die Zahlungsfähigkeit und -willigkeit der AutorInnen. Sicher gibt es auf dem Markt viel Import-Mist, Promi-Geschwätz und Schmuddelkram. Sicher haben Erstautoren da schlechte Chancen, doch sie werden am Buchmarkt sofort "Unberührbare", wenn sie ihr Geld erkennbar für "Druckkosten" ausgeben. Sicher werden eingesandte Manuskripte bei etablierten Verlagen oftmals ungelesen zurück geschickt. Denn die wollen das hochspannende Manuskript von Hausfrau Nadine über ihre Mallorca-Reise oder den gesammelten DDR-Frust von Rentner Erwin nicht erst als dicken Packen Papier lesen. Sondern vielleicht in einem frühen Stadium ein Expose' bekommen und ein paar Seiten Stilprobe. Und das neunhundertneunundneunzigste Kinderbuch mit Häschen Purzel und Kätzchen Moritz findet man dort auch nicht mehr so originell. Anders im Zuzahl-Gewerbe, ab 792,30 Euro ist man beim "Projekte-Verlag" dabei. Dass Verbände und Vereine von Schreibenden da Abstand halten, hat weniger mit Elitedünkel, Denkfaulheit oder Risikoscheu zu tun. Wer sich die Mühe machen wollte, die tatsächliche literarische und handwerkliche Qualität jeder Eitelkeits-Veröffentlichung zu prüfen, würde in 95 % der Fälle das so gut aussehende Buch mit einem Lach- oder Schreikrampf - je nach Temperament - in die Ecke schleudern oder behutsam in die Altpapier-Tonne legen.
Die "Projekte"-Macher sehen sich verständlicherweise anders: "Wir sind jung, scheuen nicht das Risiko, sind neugierig und auch an Experimenten interessiert." Wir sind jung und brauchen das Geld? Chancengerechtigkeit für die Autoren stehe im Mittelpunkt, wofür diese lediglich einen "Risikoanteil von 20 %" zahlten. Wenn man annimmt, dass der durchschnittliche Herstellungspreis für ein komplette Demand-Veröffentlichung bei höchstens 200,- Euro liegt, der Autor aber mindestens 792,30 Euro zahlt, wären das schon 396 % "Risikoanteil". Dafür gibt es dann eine Rechtschreib-Korrektur und am Layout wird auch gebastelt. Äußerlich entsteht ein "richtiges Buch", grafisch, designerisch und haptisch durchaus gut bis sehr gut gemacht. Den stolzen Autoren wird vorgegaukelt, ihre Werke stünden jetzt in einer Reihe mit denen von Eichendorff und Lessing. Schließlich bekommen sie ja zwischen 7 und 12,5 % des Nettoabgabepreises als Autorengewinn. Ein Nullsummenspiel, da fast nur der Autor, seine Verwandten und Bekannten kaufen. Für kleine Privat- oder Vereinsschriften und anspruchslose Anthologien ist diese Veröffentlichungsform durchaus geeignet, auch für Leute, die wirklich nur ihrer Katze eine Freude machen wollen. ("Guck mal Mietzi...") Zuzahl-Verlage bestätigen Erstautoren in ihren Vorurteilen gegenüber der Literaturszene, ohne diesen eine Alternative bieten zu können. "Projekte" ist ein Soft-Zuzahlverlag und er ist damit nicht mehr allein in Halle. Auch der Mitteldeutsche Verlag hat mittlerweile immer mehr Bücher wie "Unser Alfred - aus dem Leben eines Trabis" im Programm.
MDV-Lektorin Sabine Franke in "Federwelt 100": "Wir denken in kleineren Kategorien, also bin ich darauf angewiesen, Autoren zu finden, die sich auf die entsprechend andere Gangart einlassen - niedrigere, realistisch kalkulierte Auflagenhöhen, die Tatsache, dass wir weder Vorschüsse zahlen noch eine große Medienpräsenz durch Werbemittel garantieren können." Und so schwillt der Strom der Sprechenden-Trabi-Bücher, Katzenbiographien und Wenderecken-Legenden immer noch an. Strafmindernd könnten da vielleicht Qualitätskennzeichen werden, wie es sie z. B. bei Gentechnik-freien Lebensmitteln schon gibt. Das Prüfsiegel "Zuzahlungsfrei" könnten Autorenverbände vergeben und besonders zertifizierte Verlage dürften das Label "Von frei laufenden Lektoren betreut" auf ihre Bücher setzen.

Sonntag, 11. Mai 2008

Die Rache der Pandas

Nachdem der Westen die Olympia-Maskottchen faktisch boykottiert, suchen die Comic-Pandas nun neue Wege in die Öffentlichkeit.

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Der Shanghaier Designer Ji-Ji hat eine Kollektion namens "Hello Panda" zusammengestellt, die sich ein wenig an "Hello Kitty" anlehnt. Doch anders als die Comic-Katze will der Panda nicht niedlich sein, guckt sogar ziemlich grimmig drein. Seit der Fernsehsender ICS über Produktlinie berichtete, brummt der Online-Verkauf.

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In der Shanghaier Taikang-Straße hat inzwischen ein erster realer Hello-Panda-Laden eröffnet. Dort schaut die ganze Panda-Sippe stocksauer von T-Shirts, Taschen, Accesoirs und Postern auf den Rest der modischen Welt. Why do they bullying us?

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Samstag, 26. April 2008

Dinosaurierland

Mit dem Linienbus 302 fahre ich nachmittags ins Dinosaurierland Changzhou: das wurde im September 2000 eröffnet, es erstreckt sich über etwa 600 Hektar im Norden der Megacity und hat einiges zu bieten. Mehr als 30 Themen-Aufbauten wie Dinosauriernest, Urmenschen-Siedlung, Dino-Geisterbahn, Rhaptoren-Rutsche, Brontosaurier-Grill, Megalitisches Abenteuer, Jungsaurier-Rennen, eigenes Musical-Theater, Seelöwen-Dressur, futuristische Karussells und dicke Beton-Echsen an jeder Ecke.

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Im Dino-Museum sind über 50 echte Fossilien zu bewundern, Hallen für Messen, Ausstellungen und Events stehen bereit. Es gibt einen lebenden Panda, ein eigenes Hotel und Bimmelbahnen.

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Doch nicht nur die Attraktionen sind riesig, auch die Eintrittspreise sind megalithisch: 120 Yuan pro Erwachsenen, was für viele hier immer noch ein halbes Monatseinkommen ist. Auch für Langnase sind 12,- Euro ein merklicher Betrag, zumal er hier gerade mal so viel wie ein Hartz-Zögling verdient.

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Wobei jetzt viele Attraktionen umgebaut werden und um 17.00 Uhr werden ohnehin die Bürgersteige hochgeklappt. Die Pfauen werden in den Stall gescheucht, der einzige Panda eingesperrt und die Plüschtiere im Souvenir-Supermarkt werden auch in große Taschen gestopft und eingeschlossen.

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Nächstes Jahr fahre ich wieder nach Kleinwelka, da kostet der Eintritt nur 9,- Euro und die Pfauen machen Überstunden.

Sonntag, 23. März 2008

In China

Einen Monat bin ich nun schon in China und wie es aussieht, werde ich noch mindestens 10 Monate bleiben.
Einen kleinen Blogg gibt es auf http://hadie.in.schanghai.com/ Bilder auf http://picasaweb.google.de/djdarmtm/Changzhou/ eMail wird ebenfalls vom DJ-Team weitergeleitet: djdarmtm@gmail.com

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Das Bild zeigt das College der vergitterte Bereich hinter dem Pfoertnerhaeuschen ist der Auslaendertrakt, im Hintergrund die Bibliothek, vorne Motorrikschas und 'Handy'-Verkaeufer...

Sonntag, 6. Januar 2008

Betonklotz im Schwemmsand

Die evangelische Kirchengemeinde Halle-Neustadt plant, einen "Ersatzneubau" für ihr Gemeindezentrum an der Passendorfer Kirche zu errichten. Das Architektenbüro Hartkopf & Rüger entwarf dafür ein Klotz aus Beton, Stahl und Glas zur "Ertüchtigung für die Anforderungen einer zukunftsorientierten Nutzung".

klotz

Ersetzt werden soll der Mittelteil der bisherigen Gemeinderäume: "wie ein Gelenk werden durch einen Neubau die beiden verbleibenden Flügel verbunden. Ein großzügiges Foyer erschließt das Gemeindezentrum, das Gemeindebüro liegt mit im Zentrum, ebenso die Küche. An das Foyer schließt sich der neue Gerneindesaal an, er ist wesentlich größer und höher und setzt im Ensemble einen Akzent. Zur Kirche und zum Hof öffnet er sich durch eine Glasfassade mit Türen." So war es einige Zeit lang auf der Webseite der Gemeinde zu lesen, auch um Spenden für den Bau wurde gebeten. In einem Schreiben des Superintendenten des Kirchenkreises Halle heißt es: „Das Gemeindezentrum an der Passendorfer Kirche ist für den Gemeindeaufbau in Halle-Neustadt von entscheidender Bedeutung und sollte so bald als möglich eingeweiht werden!" Der Kirchenkreis gab finanzielle Zusagen für einen ersten Bauabschnitt im Jahre 2008, der "Finanzausgleichsausschuss der Landeskirche" bewilligte ebenfalls Mittel. Damit haben die Bauwilligen nun fast 75 % der streng geheim gehaltenen Bausumme zur Verfügung und wollen im Frühjahr mit den Gründungsarbeiten beginnen.

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Doch es gibt auch kritische Stimmen, vor allem im "Halleforum": In diesem Bereich von Passendorf wäre ein derartig häßlicher Neubau eine absolute Katastrophe. (Teu) Noch ein Betonklotz mehr im Schwemmsand der Saaleaue. Die schöne barocke Dorfkirche am Saale-Altarm hat Besseres verdient! (Hadie) Die Armen sollen nicht nur in unserem Posaunenchor herumtuten, sie sollen auch unsere Angeber-Bauten bezahlen! (Gast) Und der jetzt so baubegeisterte Kirchenkreis hatte erst kürzlich seiner Jugendwerkstatt Bauhof den Geldhahn zugedreht, worauf dieser in Insolvenz gehen musste...

Donnerstag, 6. Dezember 2007

BILD richtet

Nach monatelangem medialem Trommelfeuer gegen den 'Neue Residenz e.V.' steht es heute zwischen den Zeilen des Bild-Artikels: etwa 2 bis 3 % Prozent der Projektsumme wird die ARGE zum Jahresende als nicht richtig verbucht reklamieren. Dafür hat diese Kampagne die allgemeine Kultur der Missgunst in Halle sehr gefördert, zum 1.4.08 werden dem Verein die Räume gekündigt und ein neuer Kandidat für die Mutprobe auf dem Schleudersitz wird schon gesucht. Aber bitte keine "Unterhaltungsveranstaltungen"...

blut

Sonntag, 4. November 2007

"Lichtereinkauf"

schnapp

Sonntäglicher Lichtereinkauf in Halles Innenstadt: es gibt String-Tangas und Damenslips für einen Euro. Und den armseligsten Krempel haben sie unmittelbar vor dem Rathauseingang aufgebaut. Damit man auch wirklich die Kamera hervor kramt und das Elend ablichtet. Aber es gibt auch ganz große Kultur auf der Mega-Showbühne.

musik

Um Untergeschoss des Kaufhof hole ich mir ein paar frische Brötchen zu einem unverschämten Preis. Und damit ist das Budget für mein "Lichtershopping" auch schon wieder erschöpft. Auf dem Rückweg noch ein Blick in meinen Lieblingskasten - liegen wieder nur Abfälle drin. Das ist der Fluch der Populisten, der bleischwer auf dieser Stadt lastet!

kasten

Samstag, 7. Juli 2007

Wittes Kind

Heute wurde am "Riesenhaus" Große Brauhausstr. 16 eine Gedenktafel für Karl Witte junior enthüllt (Bildmitte oben).

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OBin Szabados begrüßte die etwa 20 erschienenen ErbInnen. Diese dankten, auch im Namen der über 400 abwesenden Witte-Nachfahren. Die Töchter des "Wunderkindes von Lochau" waren seinerzeit sehr gebärfreudig und gaben diese Eigenschaft auch gern weiter.

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Prof. Lück wies auf die US-amerikanische Witte-Begeisterung um 1900 hin, als das Buch "The Education Of Karl Witte: Or, The Training Of The Child" dort weit verbreitet war. Bekanntestes US-Witte-Wunderkind war Norbert Wiener, u. a. Erfinder der Kybernetik. Erst die US-amerikanische Übersetzung des Buches wurde dann ins Chinesische übersetzt und erreichte Millionenauflagen. Karl Heinrich Gottfried Witte (also der Senior) war somit einer der weltweit einflussreichsten Einwohner Halles, bzw. Lochaus.

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OBin Sz. bekam eine Neuausgabe der Dante-Übersetzung von Witte jun. geschenkt und eilte gen Ratshof - da hätte man auch mehr daraus machen können!

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